Geisenfelds Süden und der Einkaufsmarkt

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Regulärer Pachtvertrag mit der Stadt seit Ende 2011 ausgelaufen, Verlagerung östlich des Kreisels nach Nötting mehr als fraglich. Das ist in groben Zügen der Stand beim REWE-Markt in Geisenfeld. Bleibt REWE nun überhaupt in Geisenfeld? Eine Unterschriftenaktion belebt die Debatte.

Wenn es im Süden Geisenfelds demnächst an der Haustür klingelt, nicht gleich an einen Spendensammler denken. Es könnte auch ein Abgesandter eines Geisenfelder Stadtrats sein, der sie um eine Unterschrift bittet. Eine Unterschrift, mit der sie einen Lebensmittelmarkt im Geisenfelder Süden fordern / erhalten wollen.

Problem dabei: Handelskonzerne sind keine allgemeinen demokratischen Spielregeln unterworfene Staatsbetriebe. Sie funktionieren und handeln nach rein ökonomischen Spielregeln. Wo es sich nicht rechnet, z.B. weil es durch das Dach eines Marktes auf die Verkaufsfläche regnet oder der Pachtvertrag ausläuft, wird dichtgemacht.
Versagen die Stadträte zudem dem umzugswilligen, aber am Ort bleiben wollenden Lebensmittler obendrein die gebotene Entwicklungschance am Ortsrand, muss man sich als Geisenfelder Bürger über erfolglos verlaufende Verhandlungen zwischen Stadt und Handelsunternehmen nicht wundern.

Ein auf Nachhaltig- und Langfristigkeit ausgerichtetes Handelsunternehmen, operierend im kaufmännisch schwierigen Marktumfeld zwischen struktureller Modernisierung der Group-Organisation mit Supermärkten als Vollversorger im Nahbereich und dem Preiskampf mit Discountern, muss mit spitzem Bleistift rechen. Kleinkrämerische Befindlichkeiten von „Unternehmerrunden“ in einer Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern bleiben dabei konzerninterne marginale Größenordnungen.

Stimmen die Rahmenbedingungen? Stimmen bei einem längerfristigen Investitionsvorhaben die von den politisch Verantwortlichen der Stadt vorgebrachten „subjektiv“ empfundenen Bürgerbedürfnisse mit einer objektiv erstellten kaufmännischen Rentabilitätsberechnung überein?

Zwei Welten begegnen sich hier! Ökonomie vs. Politik. Wirtschaft gegen gefühlte, teilweise sehr naiv vorgebrachte Kleinstadtvorbehalte.

In einer Provinzstadt wie Geisenfeld, in der derzeit nur Kneipen aus dem Boden sprießen und Gäste anziehen, die überwiegende Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte wegen eingeschränkter Auswahl aber nur sporadisch frequentiert werden, folgt das Käuferinteresse den gebotenen Ansprüchen.

In Geisenfeld kann man abends schön ausgehen und dabei auf gut gelaunte Einwohner,  freundliches Servicepersonal und ein überaus üppiges Angebot treffen. Doch so richtig dick einkaufen, das macht man doch eher außerhalb. Ein Beispiel möge es verdeutlichen: Im Zeitalter überbordender Angebote an hochauflösenden Flachbildschirmen würde kein Verbraucher mehr Schwarz-Weiß-Fernseher kaufen.

Lebensmittel kauft man schon länger im großen gelben Markt an der B16 in Manching, und den Rest „holt“ man sich als Auspendler nach der Arbeit in Ingolstadt oder München.

Wenn es jetzt also bei Ihnen an der Haustür klingelt und der Unterschriftensammler vor der Tür steht um ihre Bekundung für einen Lebensmittelhändler im Süden der Stadt Geisenfeld von ihnen zu bekommen:

Unterschreiben Sie ruhig!
Eventuell verschafft Ihnen die Unterschrift ein gutes Gefühl!
Auch dem Absender der Unterschriftenliste. (ein Stadtrat)
Doch bedenken Sie:
Der Stadtrat –nicht Sie– hätte diesen  Schlamassel vorher verhindern können!!

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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